Schriftliche Anfrage: Wasserzyklus im Städtebau

Der pionierhafte Neubau des Amts für Umwelt und Energie lebt es vor: Wasser ist ein überlebenswichtiges und zunehmend knappes Gut. Auch Basel-Stadt kann für einen haushälterischen Umgang sorgen. So wird beim neuen AUE Regenwasser aufgefangen und im Haus genutzt, dort wo kein Trinkwasser zur Verwendung nötig ist.

Ansonsten hat der Kanton bisher vor allem Massnahmen im Bereich Gewässerschutz und -Erhalt bereits unternommen, welche noch nicht auf zirkuläre Systeme fokussieren. In ihrem Ratgeber «Trinkwasser» (Fakten zum Trinkwasser: https://www.iwb.ch/klimadreh/ratgeber/sauberes-trinkwasser/fakten-zum-trinkwasser) nennen die IWB beispielsweise die «Nutzung des Regenwassers» als Lösungsvorschlag, dieser basiert jedoch noch auf Eigeninitiative. Eine kollektive Lösung, Infrastruktur oder Anreize wären unbedingt wünschenswert und für eine nachhaltige Umsetzung notwendig. Diese würden das Trinkwasser, welches für Wäsche, Toiletten, etc. verwendet wird, ersetzen und somit auch Energie einsparen.

Heute bestehen neue technische Möglichkeiten, um sparsamer mit der Ressource Wasser umzugehen. Rund ein Drittel des Trinkwassers in Wohnbauten wird für die WC-Spülung verwendet. Dies ist verursacht durch die Aufbereitung und nachmalige Reinigung auch einen vermeidbaren energetischen Aufwand. Durch eine Kompostierung könnte auch Biomasse-Energie oder Kompost für andere Zwecken gewonnen werden. Entsprechende Projekte gibt es unter anderem in Deutschland (Hamburger Quartier Jenfelder Au: https://www.hamburgwatercycle.de/das-quartier-jenfelder-au.html) aber auch in der Schweiz in Genf (Coopérative d’Habitation Equilibrie: cooperative-equilibre.ch). Dabei kommen je nach Bautyp unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Einerseits sind dies Vakuumsysteme, durch die das Schwarzwasser einer Biogasanlage zugeführt wird und Strom und Wärme erzeugt wird. Andererseits sind es klassische Kompostieranlagen.

Eine zirkuläre Lösung für den Umgang mit Trink- und Abwasser im städtischen Raum könnte ein ergänzender innovativer Ansatz sein, der in zweierlei Hinsicht für den Kanton spezifisch hochaktuell ist: Erstens können ergänzende zirkuläre Lösungen im Hinblick auf die Klimastrategie 2037 wichtig werden. Zweitens gehen zirkuläre Lösungen bereits jetzt einher mit der Strategie „Smart City“ des Kantons, welche sowohl die Erhaltung der „natürlichen Lebensgrundlagen durch Energieeffizienz und sparsamen Ressourcenverbrauch“ vorsieht als auch die Sicherstellung der „Grundbedürfnisse und des Wohlergehens der Bevölkerung (Gesundheit, Bildung, Wohnen, Existenzsicherung, Sicherheit, Infrastruktur, Mobilität)“.

In diesem Sinne bitte ich den Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Aus welchen Überlegungen wurde im Neubau AUE eine Wasserauffanganlage für die Nutzung im Haus installiert und welche Erfahrungen wurden aus dem bisherigen Betrieb des Neubau AUE hinsichtlich der innovativen Wassernutzungssysteme gezogen?
  2. Gibt es im Kanton Standorte, welche vergleichbar mit dem Standort AUE Neubau sind und/oder geeignet wären für ähnliche Wassernutzungssysteme?
  3. Wie hoch ist der Energieaufwand für die Wasseraufbereitung und -Reinigung im gesamten Kanton?
  4. Welche Wasserspar-Massnahmen hat der Regierungsrat für lange Trockenphasen oder ausserordentliche Szenarien geplant?
  5. Sind dem Regierungsrat Projekte wie das Hamburger Quartier Jenfelder Au oder das Genfer Coopérative d’Habitation Equilibre bekannt und wie bewertet er diese?
  6. Sind vergleichbare (Pilot-)Projekte zu Schwarz- und Grauwasser in zukünftigen städtebaulichen Entwicklungsprojekten geplant oder denkbar?