7 Frauen* haben 7 Wünsche

Bajour hat KandidatInnen gefragt, was sie zu sieben Statements zu sagen haben. Hier zu lesen ist, was bajour von meinen Antworten nicht publiziert hat.

«Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft Mädchen und Frauen zuhört und gleich ernst nimmt, wenn sie sich politisch äussern. Und dass Frauen mehr zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.»
Pauline Lutz, Gymnasiastin und Klimaaktivistin.

Diese Anliegen kann ich unterstützen. Bei den Grünen machen die Frauen mindestens die Hälfte der Mitglieder aus, in manchen Gremien sogar mehr als die Hälfte. Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Person aufgrund des Geschlechts nicht ernst genommen würde. Auch in meinem Umfeld erlebe ich dies nicht. Um dies aber in der Gesamtgesellschaft zu ändern, braucht es wohl noch mehr weibliche Vorbilder und Pionierinnen. Darum bin ich dafür, dass es nicht nur in Basel-Stadt eine Geschlechterquote für staatliche Institutionen gibt und auch die privaten Organisationen verpflichtet werden, ähnliche Regelungen ebenfalls zu übernehmen.

«Ich wünsche mir flexiblere Kitas in Basel und der Region. Und längeren Mutterschaftsurlaub.»
Julia Touray, Hebamme und alleinerziehende Mutter.

Sofern die Flexibilisierung der Kitas mit einer Stärkung der Arbeitsrechte der Kita-Mitarbeitenden geht, einverstanden. Es müsste hier überlegt werden, ob die Gemeinschaft (sprich) Kantone und Bund nicht mehr investieren sollten. Wichtig ist aber auch, dass der Mutterschaftsurlaub überführt wird in einen Elternschaftsurlaub von sicher 18 Monaten, wobei beide Elternteile jeweils mindestens 6 Monate Urlaub erhalten. 

«Ich wünsche mir mehr Mamis als Unternehmerinnen und mehr Papis, die hinter ihnen stehen.»
Nicole Ott, Geschäftsleitung Reinhard Ott AG.

Kann ich unterschreiben. Ich selbst arbeite deswegen auch nur Teilzeit. Es braucht aber gesetzliche Rahmenbedingungen, dass dies für breitere Gesellschaftskreise möglich wird: Einerseits die Förderung von Teilzeitstellen, einen Elternschaftsurlaub und mittelfristig auch eine Reduktion der Wochenarbeitszeit. 

«Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die offen ist für Neues. Von der Politik erwarte ich, dass sie sich der Angstpolitik gegen Minderheiten entschlossen entgegenstellt.»
Jennifer Perez alias La Nefera, Rapperin.

Einverstanden. Mit der Referendumsabstimmung über die Ausweitung der Diskriminierungsgesetzes auch auf sexuelle Minderheiten ergibt sich eine erste Gelegenheit, den reaktionären Kräften entgegenzutreten. Es gibt aber auf diesem Gebiet noch viel tun. 

«Ich wünsche mir, dass Menschen bei der Geburt nicht auf ein Geschlecht festgeschrieben werden.»
Katha Baur, queere*r Aktivist*in.

Das wünsche ich mir auch. Ein erster Schritt wäre, dass Spitäler nicht blaue und pinke Scheren zum Trennen der Nabelschnur bereithalten. Allgemein sollte überlegt werden, ob es Geschlechtsbezeichnungen (z.B. in offiziellen Dokumenten) überhaupt noch braucht. Die Sprache bietet hier genug Möglichkeiten und das Geschlecht ist eine Privatsache, die alle selbst mit Leben füllen sollen.

«Ich wünsche mir einen festen Lohn für alle Bäuerinnen.»
Nadia Graber, Bäuerin.

Ein wesentliches Problem ist, dass ein Hof in der Regel in der Familie vererbt wird und ein dazukommender Partner oder eine dazukommende Partnerin faktisch gratis auf dem Hof mitarbeitet, dies oft ohne entsprechende sozialversicherungsrechltiche Absicherung. Ab einer bestimmten Stundenzahl pro Woche, welche eine Person freiwillig auf einem Betrieb leistet, sollte es darum zumindest obligatorisch sein, dass Sozialversicherungsbeiträge geleistet werden müssen und ein bestimmter Lohn zugesichert wird. Das wäre das Minimum.

«Ich wünsche mir einen Lohn von mindestens 4000 Franken für alle Tieflohnarbeitenden mit Lehrabschluss.»
Ramona Schneitter, Coiffeuse.

Ich befürworte einen Mindestlohn in Höhe von mindestens CHF 4000. Seit meiner Zeit im Gymnasium habe ich nebenbei gearbeitet und immer wieder erlebt, wie privilegiert ich war: mit meinem Studium würde ich irgendwann mehr verdienen als meine KollegInnen. Nicht selten leisteten sie gratis Überstunden für einen Lohn der kaum zum Leben reichte. Ein Mindestlohn für alle ArbeitnehmerInnen wäre nötig, aus moralischer, aber auch wirtschaftlicher Sicht. Deutschland hat gezeigt, wie mit Mini- und Eineuro-Jobs nicht nur eine strukturelle Armut geschaffen wird, sondern auch ökomischer Schaden geschaffen wird. Wer wenig verdient, kann auch kaum Ausgaben tätigen und noch seltener Steuern zahlen. Besonders betroffen davon sind Frauen, die zudem noch oft Teilzeit arbeiten. Ein Mindestlohn würde so vor allem den Frauen helfen.